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Ein denkmalgeschützter Junkersbau

Das Bootshaus vermutlich zu Beginn der 30er Jahre. – Fotograf unbekannt

Das im Jahr 1930 am Leopoldshafen errichtete Bootshaus der Jun­kers Paddel­ge­mein­schaft steht unter Denkmalschutz. Grund dafür ist die Dachkonstruktion aus Stahllamellen.

Deren Prinzip hatte der Flugpionier, Techniker und Unternehmer Hugo Junkers Mitte der 20er Jahre patentierten lassen. Einige Jahre zuvor hatte der damals als Stadtbaurat in Merseburg aktive Architekt Friedrich Zollinger eine ähnliche Leichtbaukonstruktion entwickelt und höchst erfolgreich vermarktet. (200 Elbe-Kilometer stromauf steht ein Bootshaus mit Zollinger-Dach.) Statt Holz verwendete er Stahl. Nach langen Patent-Streitigkeiten wurde das Junkers-System schließlich unter dem Namen Junkers-Zollinger-Lammellendach vermarktet.

Von diesen einst zahlreichen Hallen und Dachkonstruktionen sind heute nur wenige erhalten, die meisten wahrscheinlich in Dessau. Eine wird als Segelflug-Hangar auf dem örtlichen Flugplatz genutzt. Im Dessauer Wasserwerk wurde die Stahllamellenbauweise ebenfalls verwendet. Vom völligen Verfall vorerst gerettet (aber mit ungewisser Zukunft) steht eine Halle auf dem Gelände des ehemaligen Junkers-Kaloriferwerks, das Technik-Museum Hugo Junkers errichtet auf seinem Gelände gerade eine Halle, die ursprünglich in Köthen stand. Weitere Hallen gibt es unter anderen in Leipzig und Zwischau und auf den Flugplätzen in Oberschleißheim bei München, Heston bei London und unweit der englischen Stadt Shrewsbury.

Das Dach des Junkers-Bootshauses stellt eine große Ausnahme dar: Es ist als Spitzbogen ausgebildet, während ansonsten mehr oder minder stark gewölbte Rundbögen üblich waren.

Alu-Wellblech für die Türen

Für die sehr leichte Dachkonstruktion wurden standardisierte Lamellen, Knotenblechen und Pfetten verwendet, die weltweit beim Bau von Industriehallen und Hangars eingesetzt wurden und mit der Breiten bis zu 40 Meter überspannt werden kontnen. Dass die Stahllamellen ausgerechnet bei einem Bootshaus in Dessau verwendet wurden, war kein Zufall: nicht nur hatte Junkers bis zu seiner Enteignung durch die Nazis in Dessau Flugzeuge entwickelt und gebaut und damit Weltruhm erlangt, das Bootshaus gehörte einer werkseigenen Sportgemeinschaft – eben jener heute noch existenten Junkers Paddelgemeinschaft.

Neben der Dachkonstruktion verweist ein anderes Detail auf Junkers: Die Türen der bauzeitlichen Spinde bestehen aus dem gleichen Alu-Wellblech, das lange Zeit so markant war für Junkers-Flugzeuge.

Volkssport Faltbootfahren

Errichtet wurde das Kanuten-Bootshaus im Mai 1930, wie die Junkers-Werkzeitschrift in ihrer Ausgabe 3/1930 vermeldete. Die Bauarbeiten an den den Ufer der Elbe dauerten nur zwei Wochen. In der Zeitschrift des Kanu-Verbandes fühlte sich ein Ingenieur E. J. Ritter bei der Betrachtung des neuen Vereinssitzes „an die Kanuhäuser der Eingeborenen auf den Südseeinseln erinnert“, die ihm den Gegenentwurf zur „zivilisatorische Degeneration“ boten.

Wie auch immer: Als das Junkers-Bootshaus errichtet wurde, galt das Kanufahren in Deutschland geradezu als Volkssport. Sogar in den Lehrwerkstätten der Junkers-Unternehmen wurden Paddelboote gebaut – wer sich die Bauweise einer F 13 oder Ju 52 anschaut und mit den damals üblichen Bootsbauweisen vergleicht, ahnt, dass es dabei um mehr als sportliche Aspekte ging.

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