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„Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!“

Für Walküren ein nicht unbedingt typisches Fortbewegungsmittel – das Paddelboot. Am Steuer nicht Wotan, sondern Thomas Klepsch.

Ein 10er-Canadier als Opernbühne? Geht. Das Anhaltische Theater drehte den Trailer für „Die Walküre“ bei der Jun­kers Paddel­ge­mein­schaft. Neun Sängerinnen paddelten im Leopoldshafen, der von ihrem wilden „Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!“ widerhallte. Premiere der Wagner-Oper in der Regie von André Bücker ist am 27. September.

Brünnhilde, Helmwige, Gerhilde, Ortlinde, Waltraute, Siegrune, Roßweiße, Grimgerde, Schwerleite. Sie lachen, sie drehen sich vor imaginären Spiegeln: Passt es? Sieht es gut aus? Steffen Leuken ist eigentlich Bootshauswart bei den Junkers und hat nun eine neue Aufgabe gefunden: Die des Gewandmeisters für Walküren. Im Keller des Bootshauses reicht er den Damen Schwimmwesten.

Das Anhaltische Theater hat sich zu einem Videodreh angesagt. Für seine Aufführungen produziert es Clips und geht dabei hin und wieder an ungewöhnliche Orte: in Technikmuseum oder das Umweltbundesamt oder auch mal in einen Elektronikmarkt. Nun also ist es am Mittwoch bei der Junkers Paddelgemeinschaft angekommen, um das Video für „Die Walküre“ aufzunehmen.

Eleganz in Schwimmwesten

Wirklich kleidsam sind die Schwimmwesten nicht, und sie sind genau genommen überflüssig. Wotans Töchter sollen im 10er-Canadier den Leopoldshafen auf- und abpaddeln. Das Wasser dort liegt ruhig, und das Boot zum Kentern zu bringen ist nahezu unmöglich. Trotzdem gelingt es den neun, die unförmigen Westen mit einer gewissen Eleganz zu tragen, während sie den Steg hinunterlaufen.

Beim Einsteigen ins Boot ist die freilich hinüber. Ein paar Paddler schauen zu und feixen. Noch mehr als das Boot ablegt und vier Sopranistinnen, drei Mezzi und zwei Altistinnen wild durcheinander quirlen.

Unterdessen schiebt sich ein grellgrünes Paddelboot heran. Hinten im Zweier sitzt der Schauspieler und Paddler Gerald Fiedler, vorn hat David Ortmann mit der Kamera Platz genommen. Ortmann schickt den 10er ans Ende des Hafens. „Ihr fahrt auf uns zu und dann vorbei.“ Die Sängerinnen beweisen wiederum Individualität: eine jede paddelt so, wie es ihr gefällt, da kann Iordanka Derilova als Brünnhilde und als Schlagfrau tun und lassen was sie will – ihr Rhythmus wird konsequent ignoriert.

Im Takt der Musik

Als Ortmann jedoch die Walküren zum Singen auffordert, finden die allmählich zu einem gemeinsamen Takt: „Hojotoho! Hojotoho! Heiaha!“ schallt es über das Wasser, gleichmäßig tauchen die Paddel ins Wasser. Thomas Klepsch steuert den Musikkahn und feixt.

„Wunderschön“, ruft André Bücker vom Steg herüber. Er inszeniert „Die Walküre“ und ist an diesem Abend für den Ton zuständig. Keine ganz leichte Aufgabe, weil die Walküren zwar wirklich sehr laut sind, aber das Mikro immer wieder Nebengeräusche einfängt. „Moment“, bittet Bücker und unterbricht die Dreharbeiten, „wir haben da gerade Kirchenglocken drauf.“

Als nach 45 Minuten der 10er wieder am Steg festmacht und die Walküren aussteigen, wirken sie gut gelaunt. Wagner wäre bei diesem Anblick wohl irritiert gewesen.