Nicht anklicken

Das merkwürdige Jahr 2020

2019 kam der Nikolaus noch mit dem Zehner. – Foto: Thomas Steinberg

Das Paddelbild der Saison, Beifall für die aktivsten Kanuten und der Rückblick aufs Jahr – das gehörte zur Nikolausfeier. Aber auch die fällt in diesem Jahr aus. Deshalb hat Heiko Schrenner, Vorsitzender der Jun­kers Paddel­ge­mein­schaft, einige Gedanken zu einem mehr als merkwürdigen Jahr für die Website aufgeschrieben.

Jährlich blicken wir um den Nikolaustag auf das Vereinsjahr zurück, werten den Fahrtenwettbewerb des Landes Sachsen-Anhalt aus und können dabei viele unserer Sportler:innen auszeichnen. Einer der Höhepunkte ist die Prämierung der schönsten Paddelbilder des Jahres, über die wir im Vorfeld abstimmen. Die besten Fotografien kommen in den Junkers-Kalender.

So sollte es auch dieses Jahr sein, am Sonntag, dem 06.12.2020 sein. Eine Paddeltour mit anschließendem gemütlichen Beisammensein. Eigentlich. Denn wie so vieles in diesem verrückten Jahr ist gerade Letzteres nicht möglich. Ein Virus hat unser Leben durcheinandergewirbelt. Hat viele unserer Mitglieder beruflich und menschlich vor erhebliche Herausforderungen gestellt.

Dennoch war vielen vielleicht das Paddeln eine Konstante, konnten wir doch je nach gerade geltender Regelung einzeln oder in Gruppen unserem Hobby nachgehen. Die ruhig an Sandstränden und dichten Auwäldern entlang fließende Elbe. Seeadler die erhaben ihre Bahnen über dem großen Fluss ziehen. Ein Biber der am Ufer  frische Weidenäste knabbert. Natur pur! Diese Szenerie gehörte zum Glück auch in diesem Krisenjahr zum regelmäßigen Erleben von uns Junkers-Kanut:innen.

Noch im Februar veranstalteten wir unser inzwischen deutschlandweit anerkanntes Kanupolo-Turnier in der Dessauer Schwimmhalle. Der Einsatz vieler fleißige Hände, auch und gerade von Mitgliedern die sich nicht in eines der kippligen Kanupoloboote setzen, war wieder beeindruckend und hat die Veranstaltung wieder zu einem tollen Erlebnis gemacht.

Der erste Lockdown

Dann kam der erste Lockdown und damit die Entscheidung, dass die Jubiläumstour der Berg- und Talrallye verschoben werden muss. Das tat uns sehr leid, waren doch bei einigen externen Teilnehmern die Boote schon verladen. Und eigentlich sollte die 10. Berg- und Talrallye eine besondere werden inkl. einer Feier bei unseren Freunden des Coswiger Kanuvereins die als Zwischenetappe nach der Jubiläumsbergfahrt nach Coswig ihre Gastfreundschaft anboten. Heute wissen wir, dass leider auch der Ausweichtermin am 22./23.11. der zweiten Coroan-Welle zum Opfer fiel. Nun gehen wir es nächstes Jahr frischen Mutes an.

Mit dem Lockdown begannen Wochen erheblicher Einschränkungen. Jede:r paddelte für sich. Erstaunerlicherweise wurde sogar sehr viel gepaddelt, denn andere Verpflichtungen, Treffen und Feiern waren ja nicht erlaubt.

Zum Pfingstwochenende ein Lichtblick und wir konnten unsere DKV-Kanustation wieder für Wasser- und Radwanderer öffnen. Ein Hygienekonzept wurde erstellt und auch mit Hilfe unseres über den Stadtsportbund Dessau beschäftigten Vereinshelfers Uwe. K. umgesetzt, der regelmäßig säuberte und desinfizierte. Es sei ihm und dem Stadtsportbund Dessau an dieser Stelle herzlich gedankt.

Im Juni konnten wir dann unsere erste große Familienvereinsfahrt nach Thüringen starten. Die Tour heißt Wasserkrafttour, weil zwei Saale-Talsperren befahren werden. Allerdings kam am Sonntag die Wasserkraft von oben und so blieb für einige Versprengte nur der Besuch eines Museums. Insgesamt war die Fahrt aber wieder sehr schön und das Standquartier auf dem Ferienhof in Schöndorf ist auch ohne paddeln zu genießen.

Im August konnten wir dann unser Sommerfest feiern. Das Wetter spielte mit und so schwammen etliche Mitglieder gen Brambach. Begleitet durch den Zehnerkanadier und anderer „schwimmfähiger Objekte“. Ein anderer Teil paddelte nach Breitenhagen. Am Bootshaus gab es dann Möllky-Weltmeisterschaften und unsere beliebte Bootsrutsche war gut genutzt. Abends Lagerfeuer. Alles fühlte sich schon wieder sehr normal an.

Die vom befreundeten Potsdamer Verein KC Rehbrücke veranstaltete Gyrosfahrt führte uns dann Ende August in zwei anspruchsvollen Tagesetappen bei bestem Wetter von Potsdam nach Brandenburg. Eine wunderschöne Tour über die Nuthe in die Havelseen. Dazu organisierten die Rehbrücker einen hervorragenden Landdienst und in Ketzin gab es dann die legendäre Rehbrücker Gyrospfanne. Eisgekühlte Getränke inklusive. Eine sehr schöne Tour. Danke an Rehbrücke!

Unsere diesjährige Biosphärenfahrt am ersten Septemberwochenende besuchten eher weniger externe Teilnehmer als sonst, was aber auch durchaus so beabsichtigt war, um unser Hygienekonzept einhalten zu können. Die Gäste die dabei waren, waren schwer begeistert von der Tour und unserem Verein. Highlight war neben der herrlichen Flussstrecke der Besuch des Rehsumpfbades am Sonnabend und „unserer“ Linde in Vockerode die eigens für uns ihre Tore öffnete.

Mitte September gab es noch einmal eine große Familienfahrt. Nach gemeinsamen Camping am Freitag ging es mit vielen Booten und reicher Kinderschar am Samstag von Coswig nach Dessau. Keine ganz verlustarme Tour mit vielen Turbulenzen – aber alle freuen sich schon auf die nächste Tour.

Am 26.09.2020 feierte der befreundete Heimatverein Großkühnau sein 1075 jähriges Ortsjubiläum. Seit mehreren Jahren trainiert unser Kanupoloteam auf dem Großkühnauer See. Und seit der Heimatverein das Gelände übernommen hat bewegt sich dort Einiges. So hielten wir unser Versprechen an diesem Tag ein Kanupoloturnier mit Leipziger und Hallenser Sportfreund:innen zu veranstalten und das obwohl es wie aus Kannen goß. Ohne Unterlass von Früh bis Abend. Diese Veranstaltung wird lange in Erinnerung bleiben.

Den Abschluss des Fahrtenjahres, welches immer am 30. September endet, bildet die Fahrt auf der Mulde am letzten Sonntag im September. Am darauffolgenden Wochenende darf die Mulde dann gleich noch einmal befahren werden. Alles was schwimmt im Verein war auf dem Wasser und teilweise mussten noch Boote hinzugeliehen werden. Und die wunderschöne Wildflusslandschaft mit vielen im Fluss liegenden Bäumen forderte auch diesmal einige Kenterungen ein. Aber bei bestem Sonnenschein.

Das Abrüsten am 17.10. auf unserem Vereinsgelände war gut besucht und war gleichzeitig Sinnbild für die vielen ehrenamtlichen Arbeitsstunden die unsere Mitglieder bei Veranstaltungen, bei der Pflege unseres Vereinsmaterials und zum Erhalt unseres Bootshauses beigetragen haben. Vielen herzlichen Dank!

Gekrönt wurde diese Arbeit dadurch, dass uns die Stadt Dessau-Roßlau und das Land Sachsen-Anhalt großzügig bei der Sanierung unserer Bootshausrückwand geholfen hat. Es ist ein Schmuckstück geworden und man könnte vorsichtig formulieren, jetzt sind wir nach dem Hochwasser 2013 mit allem fertig am Bootshaus.

Und 2021?

Wir schauen mutig nach vorn, wünschen uns Corona möge weiterhin einen Bogen um unseren Verein machen und sehen erwartungsvoll auf die Fahrten die wir wieder in unser Sportprogramm aufgenommen haben. Und auf noch etwas dürfen wir uns freuen. Wir wollen im kommenden Jahr die größte Investition in Bootsmaterial in der Vereinsgeschichte vornehmen. Denn dort zu investieren mussten wir in den vergangenen Jahren wegen des Neubaus zurückstellen. Gleichzeitig hat sich unsere Mitgliederzahl seit 2013 auf 148 verdoppelt. Es ist also dringend geboten unseren Bootsbestand auf Vordermann zu bringen. Drücken wir die Daumen, dass unsere dazu gestellten Förderanträge erfolgreich sind. 

In jedem Fall werden wir sobald es geht unsere Nikolausfahrt nachholen, die dann vielleicht ein Anpaddeln ist. Wir werden dann den Foto- und Fahrtenwettbewerb auswerten. Alle Wissenden haben bis dahin Geheimhaltungsstufe. Den Kalender gibt es natürlich trotzdem und kann im Bootshaus abgeholt werden. Nur weiß dann keiner, welches der zwölf Motive die Siegerbilder sind.

Wir wünschen all unseren Sportfreund:innen in unserem und den befreundeten Vereinen, sowie unseren zahlreichen Unterstützern eine besinnliche Weihnachstzeit. Kommt gut ins neue Jahr und bis bald auf dem Wasser!