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Hochwasser: Bootshaus wird geräumt

Wolfgang Schmidt vom Seesportverein setzt die Junkers-Paddler zu ihrem Bootshaus über.

Hochwasser ist nichts, was sie schrecken könnte, zu sehr sind sie daran gewöhnt. Mindestens einmal pro Jahr schleppen Mitglieder der Junkers-Paddelgemeinschaft Boote aus dem Keller ins eigentliche Bootshaus. Die Mühe nimmt man gern in Kauf, kann man doch dafür einen der schönsten Orte Dessaus nutzen, ein Grundstück auf dem Leopoldshafen mit direkter Sicht auf die Elbe

Doch in den kommenden Tagen könnte passieren, was vermutlich in der 83-jährigen Geschichte des Bootshauses noch nie geschehen ist. Treten die aktuellen Prognosen ein, fließt die Elbe nicht nur durch den Keller. Sondern sie flutet das historische und denkmalgeschützte Gebäude selbst.

„Das“, sagt Uwe Hammer, Vorsitzender des Vereins und seit 51 Jahren Mitglied, „gab es nicht einmal 2002.“ Die als Jahrtausendhochwasser titulierte Flut erreichte einen Pegelstand von 7,16 Meter, das Wasser schwappte rund 20 Zentimeter unterhalb des Eingangs. Man war noch einmal davongekommen.

Dass dies auch 2013 so sein würde, davon waren die Junkers-Paddler bis zum Montagabend überzeugt und gaben sich entspannt. Als am Freitagnachmittag die ersten Hochwasserwarnungen bekannt wurden, vereinbarte man, abzuwarten, sich am Sonntagmittag zu treffen und dann zu entscheiden: Die untersten Regallagen im Keller räumen oder lieber Kaffee trinken? Es wurde dann doch der halbe Keller geräumt, denn es blieb bei den für Montag vorausgesagten 5,80 Meter.

Schock am Montag

Wenige Stunden später. Eine aktualisierte Prognose sprach von 6,50 Meter für Elbe bei Dessau. Also wurden alle Kanus aus dem Keller ins Bootshaus geschleppt. Auch das hielt sich im Rahmen des üblichen.

Der Schock kam am Montag kurz nach 19 Uhr: 8,11 Meter meldete der elektronischer Wasserstraßen-Informationsservice für Freitag. Das Wasser würde im Haus stehen, dutzende Kajaks und ein paar Canadier zwischen umher schwimmenden Paddeln frei darin treiben.

Gestern, kurz nach neun am Elbpavillon. Bei 6,20 Meter ist es unmöglich, zu Fuß das Bootshaus zu erreichen: Der vordere Teil der Zufahrtsstraße steht dann ein Meter unter Wasser. Hilfe für die etwa ein Dutzend Junkers-Sportler kommt vom benachbarten Seesportverein, der mit einem Kutter die Paddler übersetzt. Vor dem Bootshaus steht das Wasser hat das Wasser exakt den richtigen Stand, um von den Eingangsrampen mit loszupaddeln. Etwa zwanzig, fünfundzwanzig Kajaks werden nach und nach ans Dessauer Ufer gebracht und danach auf diversen privaten Grundstücken verteilt, 40 kürzere Boote in der ersten Etage gestapelt.

Gegen 12 Uhr schließt einer das Bootshaus ab und überlässt es der Elbe. Für wie lange, kann keiner sagen.