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Schwimmend die Elbe hinab

Joseph Heß nach seiner Ankunft in Dessau.

Von Bad Schandau nach Hamburg – oder 620 Kilometer – in zehn Tagen. Das ist der Plan von Joseph Hoß. Keine große Sache – doch weder radelt noch paddelt Heß. Er schwimmt. Und hat bei der Jun­kers Paddel­ge­mein­schaft eine Etappenpause eingelegt.

Von Bad Schandau nach Dessau, das sind etwa 270 Kilometer. Sie in fünf Tagen zu fahren, hält manch Radwanderer nicht für verkehrt. Fünf Tage, die hat auch Joseph Heß für diese Strecke benötigt. Nur: der 31-jährige aus Chemnitz ist sie geschwommen. Und er will die 620 Kilometer von Bad Schandau nach Hamburg in 10 Tagen zurücklegen.

Am Dienstagabend sind Heß und sein Team – drei Freunde und der Vater – am Bootshaus der Junkers Paddelgemeinschaft angekommen. Einen Tag später als geplant. Ein verdorbener Magen hat Heß ausgebremst. Und ein wenig hat ihn auch die Elbe im Stich gelassen. Sie führt nur wenig Wasser, entsprechend gering ist die Strömung.

Besondere Herausforderungen

Vor zwei Jahren hat Heß, der gerade seine Doktorarbeit schreibt und unter anderem eine Lasertag-Halle in Chemnitz betreibt, mit dem Langstreckenschwimmen begonnen – bei einem 24-Stunden-Wettbewerb auf einer 25-Meter-Bahn. Das fand er herausfordernd aber öde und verlegte sich aufs Freiwasserschwimmen. Die Straße von Gibraltar hat er bereits bezwungen.

Verglichen damit, mag die Elbe harmlos wirken, doch die halte ihre eigenen Herausforderungen parat: „Das Süßwasser bringt weniger Auftrieb und ist trübe, die Wellen verhalten sich anders.“ Und manchmal ist die Elbe so flach, dass Heß selbst in einiger Entfernung vom Ufer über den Flussgrund schrammt.

Heß’ Elbemarathon verlangt einigen logistischen Aufwand. In einem Paddelboot und auf einem Stand-Up-Board begleiten ihn zwei Freunde und geben moralische Unterstützung, Vater Achim tuckert im Schlauchbott nebenher.

Doch dessen Motor ist verreckt. Endgültig, wie in einer Dessauer Werkstatt diagnostiziert wurde. Und so hängt Achim Heß den Abend in Dessau am Telefon, um irgendwo einen Ersatzmotor oder Ersatzboot aufzutun.

23 Grad sind zu wenig

Dass ein Motorbott nebenher fahren muss, ist eine Auflage der Behörden. Für den ersten Teil der Strecke scheint sie fast zu fürsorglich, denn wegen des Niedrigwassers sind so gut wie keine Schiffe unterwegs. Hinter Magdeburg wird sich das etwas und ab Geesthacht radikal ändern.

Und noch eine Erfahrung musste Heß machen: nach mehreren Stunden wird es selbst in der derzeit 22, 23 Grad warmen Elbe kalt. „Beim Ozeanschwimmen ist das so ein Macho-Ding, keinen Neopren-Anzug zu tragen.“ Genauso wollte er es in der Elbe handhaben. Noch während der ersten Etappe indes entschied er sich anders.

Längst ist Heß wieder unterwegs. Trotz Verzögerung heißt das Ziel immer noch Hamburg.

Autor: Thomas Steinberg

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