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Elbefahrer besuchen Dessau

Voll wie nie: Der Junkers-Zeltplatz. – Foto: Thomas Steinberg

Nach etlichen Jahren machte an diesem Wochenende wieder die Internationale Elbefahrt Station in Dessau. Die rund 80 Kanuten und Kanutinnen sind in Schmilka gestartet und fahren bis Hamburg. In Dessau kulminieren gleich zwei Jubiläen: 100 Jahre Bauhaus und die 25. Auflage der Elbefahrt.

Gerd Bode lässt den Blick in die Runde schweigen, grinst und empfiehlt Ohropax für die Nacht. Weil doch die Zelte so eng stünden wie an einem anderen Etappenort zuvor. „Dann überstehen wir auch das.“

Bode ist Kanute und mit rund achtzig anderen Paddlern am Sonnabend bei der Junkers Paddelgemeinschaft an Land gegangen. Drei Wochen dauert die Internationale Elbefahrt, am 6. ist sie in Schmilka gestartet und enden wird sie am 27. in Hamburg nach 623 Kilometern. Und für die 25. Auflage von „Deutschlands längster Gepäcktour“ schien es naheliegend, an einem anderen Jubiläum, dem des Bauhauses nicht vorbeizupaddeln.

An einem Tisch sitzend blättert ein Elbefahrer einen Katalog durch. „Bauhaus – Luise – Tante Ju“ steht auf dem Titel. Damit ist ganz gut das Programm für den Sonntag umschrieben – der gastgebende Verein der Junkers-Paddler hat ein kompaktes touristisches Paket zusammengeschnürt.

Am Samstagnachmittag hat sich Kurt Fröhlich noch nicht entschieden, wie er das Angebot nutzt. Er kommt aus Berlin, ist 81 und bekommt vermutlich häufiger zu hören, dass man ihm die Jahre nicht ansehe. „Aber in dem Alter zählen die Jahre doppelt.“ Und manchmal sei es in diesem Jahr anstrengend gewesen, vor allem wegen des Gegenwindes auf einigen Etappen.

Begleitet wird Fröhlich von Tochter und Enkelin, die den Altersschnitt drücken. Ansonsten dominieren Senioren das Teilnehmerfeld. Schon allein weil sich Jüngere die drei Wochen für die Tour nicht freinehmen wollen oder können.

Wer aber einmal dabei war, geht im folgenden Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder an den Start. So wie Gerd Bode, der Mann mit dem Rat für gesunden Schlaf. Aus Göttingen kommend hat er Ende der 90er die Elbe für sich entdeckt, war später sporadisch und nur etappenweise mit der Elbefahrt unterwegs. Inzwischen ist er mit dem Fluss vertraut genug, um für den Streckenabschnitt durch Sachsen-Anhalt als „Quoten-Wessi“ die Fahrtenleitung zu übernehmen. „Das Schöne an der Tour ist, dass du dich als Teilnehmer eigentlich um nichts kümmern musst.“

„Betüddelt und bekocht“

Tatsächlich ist die Tour ein bisschen wie eine Kreuzfahrt, bei der man sich allerdings körperlich betätigen muss, um voranzukommen. „Du wirst überall betüddelt und bekocht.“ Das Frühstück wird fast an den Schlafsack geliefert, in Dessau gibt es zum Abendbrot Soljanka und Pellkartoffeln mit Quark, nachmittags Kaffe und selbstgebackenen Kuchen, selbst die Getränke für die Weiterfahrt werden herangeschafft. „Die Ansprüche waren gestiegen“, heißt es denn auch im offiziellen Rückblick auf die Geschichte der Tour.

Deren Wurzeln reichen bis in die 50er Jahre zurück, und seit 1974 startete jährlich eine Fahrt über zwei Etappen von Dresden nach Torgau, einmal mit über 300 Teilnehmern. Nach 1990 indes brach das Interesse an dieser Tour schlagartig ein. Auch weil ein Hamburger eine Alternative organisierte: Eine Paddeltour von Schmilka nach Hamburg. Die Strecke war deutsch, das Teilnehmerfeld zumindest vereinzelt durch Gäste aus anderen Ländern ergänzt, was dem im Namen erhobenen Anspruch, eine internationale Fahrt zu sein, denn doch rechtfertigte.

Im Laufe der Jahre etablierte sich die Tour, überlebte trotz einer längeren Unterbrechung und wurde so beliebt, dass schließlich die Teilnehmerzahl begrenzt wurde: Die Vereine konnten einfach nicht so viele Gäste beherbergen.

Gerd Bode hat für das Interesse eine Erklärung: „Die Leute wollen raus in die Natur, da passt das schon.“