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Die Fahrrinnen­räumer

„Theodorus“ im Einsatz kurz unterhalb der Mulde-Mündung. – Foto: Thomas Steinberg

Theodorus soll anderen Schiffen helfen und ihnen den Weg freiräumen. Doch dann fielen die Pegelstände entlang der Elbe, fielen und fielen, bis nichts mehr ging. Das Baggerschiff Theodorus war gefangen im Dessauer Leopoldshafen. Monatelang.

Jetzt baggert Theodorus wieder. Am Montag zwischen Dessau und Roßlau, dann ging es stroman nach Coswig, wo die nächste große Untiefe wartete.

Die Elbe ist ständig in Bewegung, und das meint nicht nur das Wasser, sondern auch der Grund. „Der sieht aus wie eine Dünenladschaft“, so beschreibt es Astrid Trejbal. Sie leitet die Außenstelle Wittenberg des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Dresden (WSA). zu dessen Aufgaben gehört es, die Fahrrinne freizuhalten.

Der Elbekilometer 261,3 liegt ein paar hundert Meter unterhalb der Muldemündung bei Dessau. Dort liegt die Theodorus ein paar Meter vom Ufer entfernt. Gehalten wird sie von zwei im Grund verankerten Stelzen. Jedesmal, wenn der volle Greifer des Baggers nach angehievt wird, krängt das Schiff nach rechts.

Nirgendwo sind die Wasserstände der Elbe so niedrig, wie zwischen der Elster- und der Saalemündung. „Bei Aken oder Roßlau ist es oft besonders schlimm“, erklärt Astrid Trejbal. Coswig zählt ebenfalls zu den Problemstellen. Man kann sagen: überall, wo der Fluss sich richtig in die Kurve legt, kann es schnell eng werden.

Denn auf der Innenseite der Kurve, dem Gleithang, sinkt die Fließgeschwindigkeit drastisch. Der Fluss kann das von ihm zuvor aufgenommenen Sediment nicht mehr halten und lagert es ab. Je weiter sich diese Untiefen Richtung Fahrrinne ausdehnen, desto gefährlicher können sie Schiffen werden.

Um Engstellen aufzuspüren, scannt das WSA regelmäßig den Untergrund mit Echolot an beiden Seiten des Flusses und in der Mitte. Wird die gewünschte Sollsohle nicht erreicht, ist das Wasser also zu flach, kommt die MS Roßlau zum Einsatz. Ein kleines Schiff, das dennoch auffällt. Wie ein großer Rechen wirken die mit Sensoren bestückten seitlichen Ausleger, mit denen der Untergrund auf 15 Meter Breite detailliert gescannt wird. Ist die im Einsatz, fährt die MS Roßlau unermüdlich stroman und stromab, bis die kritische Fläche vollständig erfasst ist.

Baggern, wo es rot ist

Aus den Daten wird eine Karte erstellt, die an das „Theodorus“-Team geht. „Wo es rot ist, müssen wir baggern“, erklärt Theo Klop, der die Einsätze des Baggerschiffs plant.

Gebaut wurde die Theodorus 1960 in Elsfleth an der Unterweser. Seit 2000 gehört sie zur Flotte der holländischen Firma van de Herik mit Sitz in Sliederecht und dort zu den kleineren Fahrzeugen.

Wann die Theodorus zum Einsatz kommt, bestimmt mehr noch als der Auftraggeber WSA die Elbe. Steigen die Pegel auf mehr als 2,50 Meter wird nicht mehr gebaggert. Trejbal: „Dann ist zu viel Bewegung in der Sohle.“ Außerdem ist es bei solchen Wasserständen in der mittleren Elbe einigermaßen unwahrscheinlich, dass ein Schiff aufläuft.

Und bei Niedrigwasser geht ohnehin nichts. Außerdem ist kein Schiff unterwegs, dass irgendwo auflaufen könnte. Fallen die Pegel so extrem wie im vorigen Jahr, verzichten sogar Segler und Sportboot-Kapitäne auf Ausfahrten. Bleiben die Paddler, und selbst die jammern über zu wenig Wasser unterm Kiel: Ein hydrodynamischer Effekt sorgt dafür, dass die Boote im Wasser zu kleben scheinen.

Jetzt jedoch haben die Männer von der Theodorus genug Arbeit vor sich. Bei Coswig allein müssen sie von dem 42 Meter langen Schiff 4500 Quadratmeter planieren. Dafür sind etwa anderthalb Wochen veranschlagt.

In denen fährt ein ums andere Mal der Greifer ins Wasser und lädt Kubikmeter um Kubikmeter in den Schiffsrumpf. Ist sie vollbeladen, fährt die Theodorus ein, zwei oder auch drei Kilometer weiter. „Dort“, sagt Klop, „schmeißen wir den Sand wieder rein.“

Autor: Thomas Steinberg