Ausbau abgelehnt
Ausbaupläne für Elbe und Saale? Der Deutsche Kanuverband hat diesen jetzt in einem Positionspapier eine klare Absage erteilt.
Lasst die Elbe fließen(d)
Die Elbe ist mit einer Gesamtlänge von 1091 Kilometern einer der größten Ströme Mitteleuropas. Rund 770 Kilometer durchließen Deutschland. Aufgrund ihrer Bedeutung als Grenzfluss auf weiten Strecken zwischen zwei politischen Systemen war die Elbe nach dem zweiten Weltkrieg nicht einem Ausbaudruck unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgesetzt. Sie ist deshalb der einzige in Deutschland noch weitestgehend frei fließende Strom.
Die Elbe ist eine ökologisch wertvolle Flusslandschaft von europäischer Bedeutung. Sie bietet für Flusswanderer und Wassersportler eine hindernisfreie Strecke von mehreren 100 Kilometern Länge, die es in vergleichbarer Form in Deutschland nicht mehr gibt.
Sie dient aber auch der Güterschifffahrt als Handelsweg zwischen Ost- und Westeuropa.
Als nahezu unreguliertes Gewässer unterliegt die Elbe dem natürlichen Schwanken des Wasserstandes. Gerade im Hinblick auf die bereits begonnenen Auswirkungen des Klimawandels mit langen trockenen Sommermonaten oder auch kurzfristigen Starkregenereignissen, besteht vielfach der Wunsch im Interesse der Güterschifffahrt die Elbe so zu gestalten, dass ein möglichst gleichmäßiger Wasserstand die ganzjährige Nutzbarkeit sicherstellt.
Der Deutsche Kanu-Verband spricht sich ausdrücklich gegen solche Pläne aus und fordert den Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft und die ökologische Durchgängigkeit der Elbe und ihrer Nebenflüsse. Dies ist notwendig und möglich, auch ohne die vorhandene Nutzung der Elbe als Verkehrsweg aufzugeben. Der Bau von Staudämmen und Schleusen an der Elbe und dem letzten noch unverbauten Teilstück der Saale ist verkehrlich nicht erforderlich, ökologisch bedenklich und deshalb abzulehnen. Eine ausreichende verkehrliche Nutzung ohne überdimensionierte Binnenschiffe ist auch ohne tiefgreifende Eingriffe in diesen Naturraum möglich.
Der DKV befürwortet im Rahmen der schifffahrtlichen Nutzung alle Maßnahmen, die dazu dienen, negative Einflüsse auf die Umwelt zu minimieren und gleichzeitig die Sicherheit anderer Nutzer zu erhöhen. Dazu gehören aus wassersportlicher Sicht u.a. die Schaffung ausreichender Ausweichmöglichkeiten in und am Fahrwasser, wie auch die Schaffung respektive der Erhalt von verkehrsmäßig erreichbaren Einsatzstellen.
Die Förderung eines nachhaltigen Tourismus – dazu gehört besonders der Wassersporttourismus – kann den Gemeinden an der Elbe wirtschaftlich mehr Entwicklungschancen bieten, als zwischen Spundwänden vorbeifahrende Schubeinheiten. Den Gemeinden können touristisch neue Entwicklungschancen geboten werden, deren Nutzung stärker in Planungen und Maßnahmen einfließen sollte als bisher. Deshalb müssen auch die vielen Schutzgebiete für die Natur erhalten bleiben. Hier besteht die immer seltener werdende Chance, Natur in ihrer Unberührtheit zu erleben, um so Verständnis für den Schutz der Natur vermitteln zu können, ohne natur- und landschaftsverträglichen Sport auszugrenzen.
Der Deutsche Kanu-Verband appelliert deshalb an alle Entscheidungsträger entlang der Elbe, Zukunftsentwicklungen nicht einseitig auf die Förderung des Gütertransports auf der Elbe zu konzentrieren, sondern den Begriff „Zukunft“ offener und umfassender zu bewerten. Nicht Kurzfristigkeit darf Handlungsmaxime sein!
Zukünftiges Handeln muss sich an Interessen und Bedürfnissen der entlang der Elbe lebenden Menschen orientieren.
Nicht die Flüsse müssen sich den Schiffen anpassen, sondern die Schiffe den Flüssen – deshalb fordern wir: Lasst die Elbe fließen(d).
Duisburg, den 6.9.2012
Für den Deutschen Kanu-Verband e.V.: Thomas Konietzko